Die Fotografie war seit ihrer Erfindung eng mit der Kunst verknüpft. Trotzdem wurde sie in den Anfangsjahren von den meisten nicht als Kunstform, sondern schlicht als bildgebendes Verfahren gesehen. Als erstes Beispiel für die Fotografie als Kunstform werden oft die Aufnahmen von John Jabez Edwin Paisley Mayall, einem englischen Fotografen, angesehen. Sein bekanntestes Werk sind Daguerreotypien, ein Vorläufertechnologie der Fotografie, welche eine Illustration des Vaterunsers sind.
Von der Technologie zur Kunst
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts versuchten verschieden Künstler, unter ihnen der US-amerikanische Fotograf Alfred Stieglitz, die Akzeptanz der Fotografie als Kunstform zu vergrößern. Stieglitz war mit seinem Anliegen sehr erfolgreich: Diverse Galerien und Museen nahmen zu Beginn des 20. Jahrhunderts Fotografien in ihre Sammlungen auf. Auch das bekannte und renommierte iMuseum of Modern Art/i (MoMA) in New York schloss sich diesem Trend an und schon 1940 gründete das Museum eine eigene Abteilung und Sammlung für Fotografie, die bis heute Bestand hat.
In Großbritannien und Kontinentaleuropa sollte es aber noch etwas länger dauern, bis die Fotografie in der dortigen Kunstwelt Anerkennung fand. Noch in den Sechzigerjahren sahen viele Europäer die Fotografie primär als Handwerk und nicht als Kunstform. In den kommenden Jahrzehnten fanden sie aber auch hier immer mehr Eingang in die Kunstwelt.
In den Achtzigerjahren begannen sich immer mehr auch die Kunstsammler für die Fotografie zu interessieren. Auslöser dafür waren insbesondere das Aufkommen von hochwertigen Abzügen in limitierter Auflage und die, ebenfalls in limitierter Auflage erscheinenden, Fotobücher. So werden heute Fotografien von bekannten Künstlern, zum Teil zu sehr hohen Preisen, an Auktionen und im internationalen Kunsthandel gehandelt.
Durch die technischen Eigenschaften der Fotografie, welche eine Reproduktion von Aufnahmen einfach macht, gibt es bei Fotografien praktisch unbegrenzt Originale. Dies ist für Museen und Sammler ärgerlich, doch für Kunstfreunde bietet sich so die Möglichkeit, auch für kleines Geld ein Kunstwerk an die Wand zu hängen, welches einem Werk im Museum mit nichts nachsteht.